May 31, 2010

In den Räumen hinterm Urknall


05/23'10

Danke für deinen Beitrag, Tabulo.
Ist es nicht viel aufregender, die eigenen Gedanken möglichst unverfälscht in saubere Sätze zu klemmen, als nur die Gedanken anderer nachzulesen?

Das ZDF lädt uns ein, die Gedanken spielen zu lassen, und genau das macht Ööli. Freies Assoziieren ist erwünscht, daraus kannst du ihm keinen Vorwurf machen. Er bietet sich vorbildlich als Gesprächspartner an, indem er andere weder beschimpft noch beleidigt. Dass er dabei kaum effektive Gespräche zustande bringt, dürfte seiner Definition von Vordergründigkeit geschuldet sein ...
Unter der Überschrift "Dummheit im Umgang mit Problemen" (DPQ-22.05.10-11:46):

"Die präzise Beschreibung vordergründiger Problemchen ist doch Kinderkram. Die Verkomplizierung von Problemen können sich Menschen leisten, die zuviel Zeit mit ihnen verbringen. Es gibt im irdischen Leben keine Lösung aller Probleme. Zu erkennen, wann ein Fall vorliegt, den man auf sich beruhen lassen muss, darf oder auch kann, ist Klugheit. Es ist aber sogar weise, sich klug zu machen für die Unterscheidung, wann etwas fragwürdig ist. Das ermöglicht, 'die Spreu vom Weizen zu trennen.' Die dadurch zu gewinnende 'Zeit ist Geld'."

Öölius sucht nicht ohne Grund für seine zarathustrischen Tiraden ein philosophisches Forum auf.
Für mich ist er definitiv kein Schwachkopf, auch wenn sich der Eindruck gelegentlich aufdrängt ...
20. Mai: "Das christliche Weltbild kennt nicht die Gleichwertigkeit aller Faktoren, die in der irdischen Realität als aktiv oder passiv unterschieden werden können. Es gibt Kontaktierungen, bei denen irdische Aktivitäten zunächst nur im Vorbreitungsbereich ein Platz eingeräumt werden kann.
Die Erfüllung einer Bitte ist kein zwangsläufiges Geschehen. Es stellt sich die Frage nach Parallelität oder Synchronizität bis zur Einverleibung, aber zumindest Umgreifung bei Komplexität. Die Frage der Dominanz in einer Richtungssteuerung als Aktivität in der Synchronisierung mit Passivität des Gewährenlassens erweist sich als einseitig.
Die Assoziation mit dem ehelichen Akt ist nicht abwegig. Vielleicht ist das 'Geheimnis effektiven modernen Handelns' in diesem Bild gegeben."

"Die Frage der Dominanz in einer Richtungssteuerung als Aktivität in der Synchronisierung mit Passivität des Gewährenlassens erweist sich als einseitig."
Is ja'n Ding! Könntest du mir das eventuell aus dem Theologischen ins Alltagsdeutsche übersetzen?

Er scheint zu wissen, was er will, und das zieht er einfach durch. Wie weit dabei Gespräche zustande kommen, spielt für ihn offenbar weniger eine Rolle. Sein Denken hockt in "den Räumen hinter dem Urknall" ...
21. Mai: "Ohne einen 'Draht zum Himmel' bleiben Menschen dumm. Menschen müssen eben 'von Haus aus' dumm bleiben, wenn sie in Höhlen verbarrikadiert bleiben, die nicht einmal Antennen besitzen, die auch Frequenzen aus Räumen empfangen können, die sich hinter dem errechneten Punkt des Urknalls befinden?"
Alles klar? Für ihn steht sozusagen der Hintergrund im Vordergrund.
Den Satz mit dem himmlischen Draht könnte ich sogar unterschreiben, nur eben mit der Bedingung, dass wir kein übernatürliches Phantasma beschwören, wo sich Intelligenzbestien mit Bibliotheken voller theologischer Verquickungen zu Hohepriestern und Regenten des Glaubens aufschwingen können, sondern unsere Lauscher lieber mit Hilfe pflanzlicher Psychedelika, sogenannter natürlicher Fantastika, die uns aller Wahrscheinlichkeit nach überhaupt erst mit dieser visionär-denkerischen Leistungsfähigkeit beschenkt haben, per direkter persönlicher Erfahrung auf eine Art kosmischen "Cyberspace" des (reinen) Geistes ausrichten.

Sich als Mensch angesichts der unendlichen Weiten des Weltalls klein und bedeutungslos zu fühlen, ist doch verständlich. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn man die geistigen Kapazitäten der menschlichen Spezies als Speerspitze kosmischer Entwicklung anerkennt, denn es gibt keine komplexere Materie als unsere "Hauptschaltzentrale". Und: "Hirn will Arbeit."

Ich persönlich glaube sowenig an die jungfräuliche Geburt des gesamten Universums aus dem Nichts wie an den Big Bang in Bethlehem. Doch selbst dieses Thema wird ihm schätzungsweise "zu vordergründig" sein. Wieso? Weil religiöses Denken eben nicht rational ist: "Es ist ein oft anzutreffender Fehler, die Frage nach Gott leicht abzutun, während die, die sich für gläubig halten, Ihn als unbegreifliches Wesen verehren." (Öölius, 2. Mai)
Die ganze Gott-Logik besteht m.E. im wesentlichen in dem Versuch, die größten Sehnsüchte des Menschen in einem überzeugenden Mysterium aufzufangen und ihnen durch die Wucht gemeinschaftlichen Betens und Hoffens "unbegreifliche" Macht zu verleihen, die ihrer Erfüllung eine größere Wahrscheinlichkeit zu versprechen scheint.

Genau das leistete der Horus-Mythos 3.000 Jahre in Afrika, bevor er vom christlichen abgelöst wurde.
Öölius am 14. Mai: "Religionen sind unzerstörbar, weil sie sich im Raum eines Bedürfnisses von Menschen befinden, das nicht weggeleugnet werden kann." Bingo! Die Frage nach Gott leicht abzutun, halte ich für einen ebenso großen Fehler wie er, denn der Wille zu glauben liegt in der romantischen Natur der menschlichen Seele begründet. Wenn zwei verliebt sind, wollen sie glauben, dass eine Ehe ein Leben lang hält. Oder man will glauben, dass jemand, der geistig um ein Vielfaches überlegen ist, einem selbst gutes will. Denn welche Chance hätte man sonst, welchen Ausweg gäbe es? Man will glauben, weil es einfach gut tut: zu hoffen hilft in Lebenslagen.

Öölius, 6. Mai: "Wenn der Ursprung der christlichen Wahrheit nicht göttlich wäre, hätte die Vielzahl unterschiedlicher religiöser Meinungen in 2.000 Jahren und Versuche totaler Beseitigung sie nicht überleben lassen."
Die eleusinischen Mysterien hatten auch fast 2.000 Jahre Bestand. Bedeutet das nach Öölis Rechnung, dass sie beinahe so göttlich wie der Jesus-Kult waren? Und war dann vielleicht der Horus-Kult ein rundes Jahrtausend oder eineinhalbmal göttlicher?
Christus = "der Gesalbte": Ob er deswegen so öölig daherkommt?
Dass ich ihm nicht mit der Arbeit von Ralph Ellis oder D.M. Murdocks Christ in Egypt "The Horus-Jesus Connection" zu kommen brauche, ist mir vollkommen klar. Das wäre dann auch die Antwort auf deine Frage, ob ich "im Ernst eine rational brauchbare Antwort von Ööli erwarte". Nein, das tue ich nicht. Allerdings – das muss man auch zugeben – hat er es geschafft, die Frage nach dem Statusunterschied zwischen Adam und Jesus herauszuhören und zu beantworten. Das nenne ich doch einen Anfang!

Öölius sieht in der Philosophie von Gott die heilige Mutter jeglichen Wissens und jeglicher Wissenschaft. Ich denke, das ist unbestreitbar seine feste Überzeugung. Die Piusbrüder weigern sich z.B. auch, das Mittelalter finster zu nennen, und sprechen den Adams und Evas dieser Erde, die zwar von Gottes Händen erschaffen, dabei aber wohl doch nicht – tja, Pech gehabt – "vom göttlichen Geist 'überschattet' wurden," bis heute das Recht auf Glaubensfreiheit ab. Unser katholischer Hauskaplan übersieht in seinem Offenbarungsmodus leider, wie sehr er sich selbst bereits in die von ihm beklagte "fachspezifische Horizonteinengung" innerhalb seiner Fakultät verrannt hat. Dadurch bleibt ihm statt direkter Gespräche mit konkreten Aussagen nichts weiter übrig, als seinen schmierigen Balsam aus kaum fasslicher, pathetischer Gutmenschlichkeit in großen Würfen von der Kanzel herab über die Köpfe der anderen zu ergießen. Wie man bei dieser Art und Weise, sich in hohle Unangefochtenheit zu flüchten, jemandem in die Augen schauen kann, ist mir ein Rätsel.

"Das einzige was die Typen können, auf solch einfache Grundfragen immer wieder Nebelkerzen draufwerfen."
Gut beobachtet! Nebelkerzen sind in der Tat ihre Spezialität, ja ihre Wissenschaft. Die Brüder mit römischem Kragen haben das Schwafeln zur Kunstform erhoben und perfektioniert – das ist sozusagen ihr Business, ihre Geschäftsgrundlage, da können sie sich nicht beirren lassen.

Dass "die Ööligen nichts dafür können", hat aus meiner Sicht jetzt aber viel damit zu tun, dass man eben nicht "alles eine Lüge" nennen kann, was der Phantasie entspringt. Es ist wesentlich komplizierter: Wenn man bedenkt, welche Magie und Bannkraft die Bruderschaft im Prinzip nur aus Worten hervorgezaubert hat, dann bin ich fast geneigt, von einer Art poetisch-psychologischer Geheimwissenschaft zu sprechen, einer Ingenieurstechnik in Sachen Verführung, die mit Absicht im Ungewissen, Nebelhaften, Geheimnis Behafteten operiert.
Hast du "Caritas in Veritate" mal gelesen? Ein absolutes Meisterwerk klerikaler Demagogie!
Ihr Theater hat System, und viele ziehen unangenehmen Tatsachen nunmal ein schönes Märchen vor. Wer sich dann wirklich auf eine biblisch definierte Welt einlässt, und wer das aus strategischen Gründen nur vorgibt, ist gleich die nächste Frage, die oft genug schwierig zu entscheiden ist. Den Absatz mit den Nullnummern halte ich aufrecht, überspitzt war das aber schon.

Nach meiner Erfahrung glauben die meisten: das, was die meisten glauben, wird wohl am ehesten stimmen. Das überschneidet sich mit "es muss nur oft genug durch mehrere wiederholt werden, dann glauben es viele." Jeder erfolgreiche Werbeclip und ganz besonders die Penetranz, mit der die Bilder des 11. September in die Köpfe gehämmert wurden, belegen das.
Wenn du wüsstest, über welche Macht das Papstbüro verfügt, hättest du garantiert nicht so leichtfertig "die zerfallen jetzt, keine Sorge" gesagt. Auch funktioniert die von dir und mir empfundene Grauheit in Öölis apostolischen Entäußerungen vielerorts, also "in den Herzen" vieler Gläubigen, immer noch als leuchtender Regenbogen in den Farben des Glücks. Bei Hape Kerkeling z.B., Dieter Nuhr, Matussek und Beckmann, Jürgen von der Lippe oder Thomas Gottschalk. Und beim Innenminister, Herrn de Maizière, wie auch Peter Scholl-Latour oder Frau Schavan, die schon mal für die "Stimmen der Zeit" schreibt, sowieso.

In vorcomputerischen Zeiten galt ja gemeinhin, dass man stolz sein müsse auf seine Heimat und Erziehung, seinen Glauben und die sich daraus ergebenden Denk- und Verhaltensgewohnheiten, die ich unter Frömmigkeit zusammenfasse. Was "das Netz und die Technik" jetzt ermöglichen, ist die Anfertigung und das Vergleichen von Frömmigkeitsprofilen. Diese machen persönliche sowie gemeinschaftliche Glaubenshorizonte deutlich. Der große Vorteil dabei ist, finde ich zumindest, dass man sich im Bewusstsein dieser Grenzen der Wahrnehmung viel entspannter und oft auch effektiver untereinander austauschen kann. Diese Methode half mir im Sumpf der Verschwörungstheorie überall dort, wo sich selbsternannte Aufklärer (ob nun mit rationalem oder mystagogischem Impetus oder beiden gleichzeitig) irgendwann dann doch nur als Verkäufer von Halbwahrheiten entpuppten und keineswegs so "open minded" waren, wie sie vorgaben zu sein.
Anders gesagt: Wer heute noch in Schubladen denkt, der bekommt vom Netz über kurz oder lang genau vorgesetzt, in welcher ganz speziellen Nische er sein geistiges Dasein fristet. Wenn du also jemanden ganz offen und aus gutem Grund in eine Schublade stecken kannst, wenn das tatsächlich nachweislich funktioniert, dann sitzt der Gatekeeper in der Falle und ist damit u.a. als "Verräter" und Agent enttarnt.

Vielleicht quillt es auch deshalb so wolkig aus Ööli heraus, weil er sich auf seine "himmlische Geburt" freut. Hat ihn schon mal jemand daraufhin angesprochen? Nach eigener Aussage vom 7. Mai – "welchen Schuh ich mir anziehe, bestimme ich seit langem selbst (ich habe inzwischen 75 Jahre Übung darin) [...] ist mir allmählich klar geworden, welche Fußbekleidung ich links liegen lasse oder sogar restlos verabscheue" – neigt sich seine Lebensspanne nun doch allmählich ihrem Ende entgegen. Wozu also noch große Debatten ausfechten bzw. sich in kleinlichen Streitereien aufreiben.
Du hast recht: Manchmal redet er schon mit sich selbst. Wie in "Polystruktur des Geistes" zum Beispiel.

Korrektur: Das mit dem Schwachkopf nehme ich zurück, Öölius: Das war ein Irrtum. Der sich aufdrängende Eindruck hat nun doch gewonnen ... LL&P



05/23'10 Bist du's, Tütensuppen-Joe?


Hattest du's sehr eilig, freelance? Was hat dich denn so wütend gemacht?
Hast du wirklich den Eindruck, ich müsste meine Argumente von wegen ihrer Vermeintlichkeit künstlich mit Wucht aufladen? Denn für mich hört sich eher dein Beitrag danach an. Kommentierst du immer so flachatmig?
Tja, weißt du, wenn der Schamane ein Führer war, dann war er aber ein entspannter Führer, ganz im Gegensatz zu unserer katholischen Führungsriege im Dritten und unserer kommunistischen im DDR-Reich. Meinst du nicht? Ich weiß, echte Papisten ficht sowas nicht an. Sorry, aber wer voreilig urteilt, muss sich das dann auch gefallen lassen.

Die zentrale Trennlinie, die ich ziehe, liegt zwischen bürokratisierter Religion und nicht bürokratisierter. Wenn du damit Probleme hast, dann sag es einfach, und wir können an dieser Stelle fortfahren. Welchen Einheitsbrei du mir unterjubeln willst, bleibt mir schleierhaft. Vielleicht könntest du für Aufklärung sorgen, denn das würde mich brennend interessieren. Die Tütensuppen-Argumentation war da wenig hilfreich. Höchstens niedlich.

Zu deiner Beruhigung: Ich bin weder Pharmareferent noch Drogist, also keine unnötige Hektik bitte. Und warum sollte ich dir was verkaufen wollen, was dein Hirn ohnehin ganz von selbst ausschüttet? Wenn du was erleben willst, kannst du wie deine Vorfahren einfach in den Wald gehen, dir einen schönen Fliegenpilz aussuchen und nach Lust und Laune auf die Reise gehen. Dazu brauchst du mich nicht.

Albert Hofmann wirst du kennen bei deiner "Fachkompetenz":

"Ich habe ja versucht zu zeigen, dass LSD in den Rahmen dieser Stoffe gehört, die seit Jahrtausenden in allen Kulturen genommen und gebraucht wurden, aber immer in den Händen einer Priesterschaft, immer im zeremoniellen Rahmen genommen wurden. Und so ist LSD auch gedacht.
Auf keinen Fall für den Massenkonsum!"

Aus "LSD und sein Entdecker": "Hoffmann hält das Verbot von Drogen für kontraproduktiv. Die Illegalität begünstige die Mafia, verhindere sachliche Informationen. Darin weiß er sich einig mit seinem Freund, dem Madrider Philosophie-Professor und Drogenforscher Antonio Escohotado:

'Drogen hat es immer gegeben und wird es immer geben. Wir müssen uns nur mit ihnen vertraut machen und sie vernünftig anwenden lernen. Sonst bekommen wir die Probleme, die wir heute damit haben. Gleich hier um die Ecke könnten wir Heroin oder Kokain kaufen. Das wäre einfacher als Valium zu bekommen, denn für Valium müssen wir mit einem Rezept zur Apotheke ...
Das ist eine Ironie: Wann immer wir entscheiden eine Droge zu verbieten, führt das nur dazu, dass sie jederzeit und fast überall zu kriegen ist.'"

Also falls das ein Gesprächsangebot gewesen sein soll, verbitte ich mir den Ton.
Komm erst mal runter von deinem Trip, okay?

0 comments: